Am 17. Juni (2025) – übrigens dem Jahrestag des Aufstands in der DDR – saß der Journalist Philipp Peyman Engel bei „Lanz“, um seiner Rolle als frenetischer Propagandist der offiziellen israelischen Militärpolitik gegenüber dem Iran nachzukommen. Ganz gleich, was die anderen Teilnehmer der Talkrunde von sich gaben, Herr Engel widersprach: Israel hat Recht und handelt richtig und wer das anders sieht, versteht nicht, dass Israel Recht hat und richtig handelt. Gaza? Westbank? Syrien? Überall Todfeinde und Terroristen. Was sind die Fakten? Längst ist Gaza eine Hölle geworden, in der gehungert, gelitten und gestorben wird. Dass es vorgeblich noch immer und allein um die Beseitigung der Hamas geht, glaubt, außer den Herren Engel, Netanjahu und seinen radikal-orthodoxen Unterstützern mittlerweile niemand mehr. In der Westbank marodieren völlig zügellose Ultraorthodoxe jenseits aller Legalität, von Legitimität ganz zu schweigen, annektieren fremden Besitz, vernichten die landwirtschaftlichen Grundlagen der palästinensischen Bewohner und errichten eine illegale Siedlung nach der nächsten. In Syrien besetzt das israelische Militär die sogenannte Pufferzone und errichtet Stützpunkte, obgleich nach dem Sturz Assads die neue Regierung beteuerte, keine Bedrohung gegenüber Israel sein zu wollen. Darüber von Herrn Engel kein Wort. Für ihn ist die Welt voller Feinde, muss Israel an vier, vielleicht sogar fünf Fronten kämpfen: Gegen die Hamas im Westen, gegen die Hisbolla im Norden, gegen die Huthi im Süden, gegen radikale Gruppierungen im Irak und vor allem gegen den Iran im Osten. Doch auch hier zählen keine Fakten. Die iranischen „Proxis“, Hamas und Hisbolla, liegen darnieder. Ihre immer wieder beschworene Gefährlichkeit wurde innerhalb von Wochen militärisch widerlegt; von ihren angeblich tausenden Raketen wurden, zum Glück, nur gelegentliche Treffer gesehen. Gleiches gilt für die Huthi; ihnen ermangelt es an technologischer Präzision und ökonomischer Stärke um mehr als nur Nadelstiche bewirken zu können. Bliebe letztlich nur der Iran, wenn auch er nicht innerhalb von Tagen vollkommen seines angedichteten Nibus der „größten Regionalmacht“ entblättert worden wäre: Seine Abschußbasen und Fluzeuge zerbombt, seine nuklearen Prodkuktionsstätten schwerst beschädigt, große Teile seiner Infrastruktur, seiner militärischen und wissenschaftlichen Köpfe beraubt. Seit dem Massaker vom 7. Oktober 2023 macht Israel „reinen Tisch“ – und wie Bundeskanzler Merz überhöht: die „Drecksarbeit auch für uns“. Was haben wir doch für ein Glück! Israel macht die Drecksarbeit und die Ukreine verteidigt „unsere“ Freiheit. Der Verweis auf die Drecksarbeit stammt von Herrn Engel und es gruselt, wenn man merkt, dass solche Arbeit Dreck weg macht. Spätestens hier sollte klar werden, dass Geschichte furchtbare Kapriolen schlägt. Eine Einsicht, die Adorno und Horkheimer hatten, als sie bemerkten, dass Aufklärung in ihr Gegenteil umzuschlagen vermag. So ist es auch mit dem Holocaust. Er sollte aufklären über den Umschlag in Barbarei und die Gefahr, in der ALLE stehen, wenn sie sich des barbarischen Potenzials der menschlichen Existenz nicht immer von neuem versichern. „Nie wieder!“, war deshalb Menschräson, doch verwässerte sie bedauerlicherweise zum Fetisch der Staatsräson und einer immer hohleren „Erinnerungskultur“. Die richtige Lehre des Holocaust wäre eine Staatsräson, die keine Barbarei duldet und nicht mit zweierlei Maß misst, die zu einer Menschräson erzieht und befähigt, jedes Unrecht und jedes Leid anzuprangern und zu überwinden. Statt dessen wird zwischen Putins und Netanjahus unterschieden, gilt das Völkerrecht mal mehr, mal weniger und wird historische Schuld zur Dauerentschuldigung für Unrechtshandlungen anderer gemodelt, bis man schließlich nicht mehr weiß, was Moral und Glaubwürdigkeit noch sein können. Herr Engel perfektioniert diesen Umschlag von Auklärung in Amoral durch seine penetrante Beharrlichkeit, Gut und Böse, Recht und Unrecht nuancenlos zu monopolisieren und alle in den Schuldturm zu internieren, die nicht seiner Ansicht sind. So kann man auch Stimmungen bewirken, die den Weg zur Menschräson verbauen.