Die Chefideologen der Verdummung bezeichnen Krieg gern als die größte aller Katastrophen. Das macht sich gut, weil nach ihrer Deutung Katastrophen wie eine Naturgewalt oder ein Schicksalsschlag über uns hereinbrechen und damit keine zurechenbare Menschentat sind. Das enthebt von aller Verantwortung, von Fehlersuche und von besserer Praxis. Vielleicht verhilft diese Überlegung zu neuer Einsicht: Gemeinhin werden Katastrophen weder geplant noch gewollt, während Kriege überaus sorgfältig geplant und mit massivem Druck gewollt werden müssen. Was braucht es nicht alles, um eine Rakete zu entwickeln, zu bauen und ins Ziel zu navigieren. Wie viel mehr braucht es, um ganze Gesellschaften „kriegstüchtig“ zu machen – einschließlich der sich wechselseitig ausschließenden Anschauungen, dass es „richtig“ und „unabänderlich“ ist, die je andere Seite in den Tod zu schicken. Wäre es nicht viel vernünftiger, all die Billiarden für friedliche Ziele einzusetzen? Wer rechnen kann, wäre klar im Vorteil. In Relation zu den Problemen, die auf dieser Welt friedfertig gelöst werden müssten, sind die paar Billiarden für Krieg geradezu „Peanuts“. Man stelle sich nur einmal vor, die Ressourcen dieser Welt (zumindest die, die noch übrig sind) sollten gerecht auf alle lebenden und zukünftigen Verbraucher verteilt werden. Da erscheint die deutsche Debatte um Erbschafts- und Vermögenssteuer geradezu lächerlich simpel. Man stelle sich vor, Palästinenser und Israeli einigten sich friedlich, Trump beendet seinen Hass, alle Weltbürger einigen sich auf dasselbe Prokopfeinkommen. Es bedarf keiner weiteren Beispiele, um einzusehen, dass es leichter ist, den Gordischen Knoten zu zerschlagen, als ihn kollektiv zu entwirren. Deshalb ist Krieg notwendig, weil er die Not wendet, die auf die Profiteure am Bestehenden zukäme. Lieber verteilen sie wieder und wieder so um, dass die Not unten ankommt, wenn es sein muss eben auch durch einen Krieg. Auch er ist nämlich nicht gleich verteilt und wird deshalb billigend in Kauf genommen als das Risiko, alles gleich verteilen zu müssen.